Kurz und Gut - 7directions Version 2023

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Kurz und Gut

Leseproben
In einem kleinen Verlag in Norddeutschland lernten wir uns kennen: Drei Autoren, ein Italiener, ein Portugiese und ein Deutscher. Wir entschieden, zusammen ein Buch mit Kurzgeschichten zu schreiben. Nur der grobe Titel war vorgegeben, wir füllten den Rest mit unseren Worten.
Was dabei herauskam, war: Kurz und Gut!

Erscheint 2023 im Alpinger-Verlag.  
Hier ein kurzer Ausschnitt:

Eine beinahe fabelhafte Geschichte (geschrieben zu Beginn des Ukraine-Krieges)
 
Es war einmal ein Hühnerstall, darin lebten glücklich und zufrieden etwa 80 weiße Hühner. Ihnen fehlte es an nichts, sie hatten es trocken und warm, hatten Auslauf und genug Futter. Hier könnte die Geschichte schon zu Ende sein …
Aber es gab ein paar „aber“.  
Der Chef der Hühner war, wie könnte es anders sein, ein Hahn. Ole. Er hatte ein schillerndes Gefieder, das in der Sonne leuchtete, so dass man die schmutzigen Füße, auf denen er stand, nicht sah. Aber er war ja auch wegen seines Gefieders gewählt worden. Nicht, wegen seiner Fähigkeiten. Wie sollten die dummen Hühner auch beurteilen können, welche Fähigkeiten ein guter Hahn haben muss? Hauptsache, er konnte gut krähen und den Eindruck vermitteln, dass er die beste Wahl war.
Früher einmal hatten die weißen Hühner einen braunen Hahn gewählt. Der war noch viel schillernder gewesen als der weiße Hahn heute. Schön war er anzusehen, und krähen konnte der! Es hieß, er habe immer vor einem Spiegel geübt. Aber Izan, so hatte er geheißen, war auch sehr rauflustig gewesen. Ständig hatte er versucht, das Gitter zu öffnen und das Futter aus den Nachbargehegen zu stehlen. Anfangs hatten alle Hühner fleißig mitgeholfen, aber sie hatten dabei mächtig Federn gelassen. Einige waren sogar aus dem fremden Gehege nicht zurückgekehrt. Es war erst wieder ruhig geworden, nachdem Izan von einem Auto überfahren worden war. Man erzählt sich, er habe einfach auf der Straße gestanden und die Augen geschlossen.
Natürlich wusste man nicht mehr genau, wie es früher war. Das war nun schon Generationen her. Nur Heini, der pensionierte graue Hahn, erinnerte die Hühner immer wieder an ihre Geschichte. Also die, ihrer Vorfahren. Damit sie sie nie vergessen würde. Und die weißen Hühner immer ein schlechtes Gewissen behielten.
An das Gehege der weißen Hühner grenzte das Gehege der braunen Hühner. Ihr Chef war ein brauner Hahn. Allerdings war er nicht, wie der Chef der weißen Hühner, aus dem Hühnervolke heraus gewählt worden. So etwas war den braunen Hühner fremd. Sie waren es gewohnt, dass hin und wieder der Bauer kam und den alten Hahn mitnahm um ihn gegen einen neuen zu ersetzen. Dem folgten sie dann genauso wie seinem Vorgänger. Manchmal kamen auch die Füchse und griffen sich einen Hahn. Das sorgte kurzfristig für sehr viel Aufregung, auch bei den weißen Hühnern. Aber spätestens am nächsten Morgen war wieder alles wie früher. Jedes Huhn ging seiner täglichen Futtersuche nach.
Ach ja, die Füchse. Sie beherrschten den Wald, an den alle Gehege grenzten. Auch die der Zwerghühner, der Perlhühner und der Gänse.
Früher hatten sie das ganze Land kontrolliert, auch die ebenen Grasflächen und Teiche. Aber seit der Entstehung der Zivilisation hatten sie sich mehr und mehr zurückgezogen und den Wald besiedelt. Der bot Nahrung im Überfluss. So kam es nur selten einmal dazu, mehr aus Langeweile, dass sie in einem der Gehege räuberten.
Golo, der Anführer der Füchse war sehr schlau. Nachdem er sich selbst zum Führer gewählt hatte, reiste er durch die Wälder und auch die Gehege und pries seine Intelligenz. Die Hühner himmelten ihn an, so wunderschön und braun war sein Fell, er hätte fast einer von ihnen sein können. Mit im Gepäck hatte der Anführer der Füchse eine Sammlung von Waldpilzen. Die Hühner waren ganz verrückt auf diese Pilze. So entstand ein harmloser Tauschhandel Pilze gegen Federn.
Eines Tages fiel Golo eine Nuss auf den Kopf. Ein unbedeutendes Ereignis, das nicht die Runde machte. Seit diesem Tag tickte er nicht mehr richtig. Aber das fiel weder den anderen Füchsen noch den Hühnern auf. Sein Fell schillerte immer noch im Sonnenschein. Und seine scharfen Zähne waren blitzweiß.
Einzig und allein die Weißkopf-Seeadler, die das ganze Geschehen im Wald und auf der Heide aus respektvollem Abstand beobachteten, bemerkten diesen kleinen Zwischenfall. Aber er kümmerte sie nicht.
Der Sommer verging, die weißen Hühner bekamen sogar ein Bio-Siegel. Fast wären sie glücklich gewesen, aber man konnte ja nie wissen, wie lange so ein Siegel Bestand hat. Also blieben sie vorsichtig optimistisch.
Ihre Stimmung änderte sich auch nicht, als sie eines der Zwerghühner trafen. Dieses berichtete davon, dass der Fuchs nachts um deren Gehege schleichen würde. Die Zwerghühner waren in Aufruhr, aber die weißen Hühner nur gerade etwas besorgt. Schließlich grenzte der Wald ja an das Gehege. Wieso sollte der Fuchs nicht einmal einen Spaziergang machen? Vielleicht leuchtete sein Fell im Dunklen ja noch viel schöner?

... Weiter geht es im Buch...
Wolfgang Heithoff
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