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Leseproben 1,2,3
Ein tierisches Lesevergnügen!
Adam, ein junger britischer Geologe, macht sich von einem Moment auf den anderen auf, um den kleinen Küstenort zu besuchen, an dem seine Vorfahren einst wohnten. Auf seiner Reise lernt er viele interessante und wundersame Menschen kennen. Er findet auch seine große Liebe. In einer einsamen Hütte im verschneiten Wales findet er einen Wolf. Und sich selbst…
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Der alte Mann tippt mit der Pfeife an seine Schläfe und grinst. Makellos weiße Zähne leuchten uns aus der dunklen Ecke des Raumes entgegen.
„Ihr könnt bei mir schlafen, wenn ihr wollt, und bei Sonnenaufgang wieder weiterfahren. Wenn ihr im Licht fahrt, kann euch nichts geschehen.“
Irgendwie scheint der Alte auch nicht so recht bei Verstand zu sein. Allein diese merkwürdige Ausdrucksweise!
Mr. Smith hat bei dem Angebot nur kurz genickt, es scheint damit abgemacht zu sein. Soll ich mich allein zu Fuß auf den Weg machen? Eigentlich müsste ich jetzt erbost sein, wie einfach über meinen Kopf hinweg entschieden wird. Warum auch immer, es fühlt sich alles so stimmig an. Also willige ich auch ein, wobei ich mir vornehme, im Bett ausgiebig über meine derzeitige Situation nachzudenken, die mir völlig außer Kontrolle geraten ist.
Erst aber widme ich mich dem Abendessen, ich bin wie ausgehungert. Der gebratene Kochschinken ist ausgesprochen lecker, die Pommes kross, der Salat knackig und frisch.
Zu lange habe ich das Hungergefühl verdrängt und stopfe nun, als wüsste ich nicht, wann ich das nächste Mal etwas bekommen würde, alles in mich hinein. Das dunkle Bier spült das Essen herunter wie klares Bergwasser. Erst, als mein Teller leer ist, werde ich mir bewusst, wie müde ich bin. Sicherlich hat das Bier auch Einiges dazu beigetragen.
Ein Blick auf meine Uhr. Sie steht immer noch. Es muss mindestens zehn Uhr sein. Ich schaue mich in dem Lokal um. Im ganzen Raum ist keine Uhr zu sehen.
Etwas lauter als nötig setzt der alte Mann sein Bierglas ab und erhebt sich. Das ist wohl das Zeichen zum Aufbruch.
Ich winke Peggy herbei und zahle die Zeche. Mr. Smith wehrt sich kurz, aber wohl mehr anstandshalber, als ich auch seine Rechnung begleiche. Das ist ja wohl das Mindeste, was ich ihm schuldig bin.
Ich zahle auch das Bier des alten Mannes, der nun unser Herbergsvater sein wird. Er tippt nur kurz mit zwei Fingern an seine Hutkrempe und grinst. Schwierig, sein Alter zu schätzen. Erst hatte ich gedacht, etwa siebzig, als er aber flink wie eine Katze vom Stuhl aufsteht, muss ich mich berichtigen. Bestimmt nicht älter als fünfzig! Oder?
Mr. Smith ist schon zum Wagen gegangen, um unser Gepäck zu holen. Er drückt mir den Koffer in die Hand und folgt dem Alten zur Straße.
Auf der anderen Straßenseite, genau gegenüber dem Tea-Room steht ein kleines, altes Haus. Das muss ich bei unserer Ankunft wohl übersehen haben. Dicker, weißer Rauch kräuselt sich aus dem Schornstein und steigt steil in die klare, kalte Luft.
Mr. Smith ist mit dem Alten schon vorausgegangen und wartet im Eingang auf mich. In leicht bierseliger Stimmung schliddere ich hinter ihnen her. Es schneit nicht mehr, aber es sind mindestens fünfzehn Zentimeter Schnee gefallen.
Rings um mich herum liegt nun ein weißer, glitzernder, völlig unberührter Teppich. Hinter mir sehe ich meine tiefen Fußeindrücke, vor mir ein glattes Meer aus unberührtem Schnee. Dahinter lockt der Hauseingang mit seinem warmen, gelben Licht, das aus der Stube schimmert. Die beiden Männer warten auf mich. Irgendwas stimmt hier nicht, ich komme aber nicht darauf, was. Muss an dem Bier liegen.
Mr. Smith und Mr. Gordon ("Jesiah Gordon", so hatte es auf dem Namensschild am Zaun gestanden) haben wohl schon alles Wichtige besprochen, als ich mit meinem Koffer eintrete. Sie schauen mich freundlich an.